Rückblick auf 2019

Blog November 2019

Rückblick auf 2019

Am Palmsonntag (14 April) haben wir geöffnet und mit dem 31. Oktober die Pilgersaison 2019 verabschiedet. Das Register, das wir ja führen müssen) weist 861 Pilger auf. Wir haben trotz der Reduzierung von 8 auf 6 Betten die gleiche Anzahl wie 2017 beherbergt (2018 war Sabbatjahr).

Der Nordweg nach Santiago bleibt im Aufwind. Man hört Schätzungen von 10% Wachstum jährlich. Insgesamt (auf allen Wegen) rechnet man mit 360.000 Pilgern, die 2019 am Grab des Apostels eintreffen. Dabei dürfte der Nordweg mit 17.000 zu Buche schlagen.

Im vorletzten Blog (Juli) berichteten wir von Anita aus Südfrankreich. Sie war nach 1.500 Km auf der ‚via de la plata‘ (von Sevilla) über Santiago mit anschließendem Nordweg rückwärts in bester Form in Casa Belén eingetroffen. Sie wollte ihren 70. Geburtstag auf dem Jakobsweg feiern, als sie einen Anruf ihres Mannes erhielt, der ihr mitteilte, dass ihr Sohn Guillaume (35), der in London lebt, in folge einer Gehirnblutung gelähmt in ein Londoner Krankenhaus eingeliefert worden war. Birgitta fuhr Anita nachts zum Busbahnhof in Llanes, um über Irun schnellstens nach Hause und dann nach London zu kommen. Wir blieben in Kontakt und erfuhren, dass es Guillaume nach einer sehr riskanten Operation langsam besser geht (obwohl er noch nicht arbeiten kann).

Anita nahm ihren abgebrochenen Weg am 5. Oktober wieder auf. Es war zufällig der Sonnabend, an dem wir Birgittas Geburtstag nachfeierten, und Anita reihte sich in die Schar der Gäste ein (sie spricht auch englisch und spanisch).

Anita mit Detlef

Im Folgenden einige Schlaglichter auf Pilger, die uns in besonderer Erinnerung geblieben sind.

Tomino (25, aus der Schweiz) war der erste, der bei uns barfuß ankam. Er war seit vier Monaten unterwegs, davon einen Monat in einer Kommune in Muxia (der Kultort, der sich in den letzten Jahren 30 Km von Finisterre entwickelt hat). Er arbeitete auch einen Monat als ‚hospitalero‘ in einer Herberge auf dem Hauptweg.

Eméline (37, aus Brüssel) ist ganzkörper tätowiert. Sie erklärte bereitwillig die verschiedenen Bilder und Symbole (z. B. die Elemente Feuer, Erde, Wasser …). Seitdem ihr Tätowierer nach Paris gezogen ist, reist auch sie dort hin. Sie ist eine völlig normale und aufgeschlossene Person. Leider konnten wir nur einen Teil der Kunstwerke betrachten …

Masayasu (61, aus Tokyo) und Zhang aus Japan demonstrierten – für uns zum ersten Mal – wie weit es die Computertechnik gebracht hat. Da sie nur wenige englische Vokabeln kannten, sprachen sie in ihr Mobil (Handy) und herauskam die gut verständliche Übersetzung auf deutsch (oder spanisch, oder englisch …). Ein Meilenstein in der Kommunikation! Ich prognostiziere, dass es in ein paar Jahren zum Alltag auf dem Camino gehören wird. Zweifellos ein Segen, allerdings verringert sich damit der Anreiz eine Fremdsprache zu lernen.

Sarah (24, aus Hamburg) war eine der vielen, die den Nordweg rückwärts laufen. Sie war direkt nach Santiago geflogen. Sie schreibt eine Bachelor Arbeit zum Thema ‚Gesellschaftliche Normen‘ und bittet Pilger, (die ihr ja entgegenkommen) Fragen zu ihrem Thema zu beantworten.

Kayle und Melissa, (23, USA) und Theresa (25, Deutschland) kamen sehr früh, um sich einen Platz zu sichern. Sie nutzten die Wartezeit zu einem Spaziergang, von dem sie einen Wiesenblumenstrauß mitbrachten. Sie backten am Nachmittag einen Schokoladenkuchen (mit Nutella), der am Abend als Nachtisch serviert wurde (es waren 10 Pilger gekommen).

ultreia! Santiago ruft

Michai (36, aus Polen, lebt in Litauen) ist Kapuziner und läuft in seiner Kutte. Er kam nach einer 45 Km Etappe in gutem Zustand abends an. Er war gerne bereit in der Kapelle zu schlafen. Als Birgitta und ich morgens um 8 Uhr aufstanden, sahen wir einige Pilger aus der Kapelle kommen. Sie waren Michais Einladung gefolgt, um 7 Uhr eine Hl. Messe zu feiern.

Johanna (51, aus Österreich) ist fast blind. Sie wird von ihrer Freundin Johanna (54, auch aus Österreich) begleitet, die sie in der Kapelle zu dem Korb mit den Steinen führte.

Guy (58, aus Frankreich) war am 13. Oktober der einzige Pilger in Casa Belén. Er erzählte aus seinem Leben, was er – wie er sagte – auf dem Camino noch niemandem erzählt hatte. Er war über 30 Jahre Berufssoldat, an allen militärischen Einsätzen der französischen Armee beteiligt, zunächst als Fallschirmjäger, dann als Pilot eines Kampfhubschraubers. Er erzählte anschaulich von Situationen, die für ihn hätten fatal enden können, u. a. Absturz des Hubschraubers mit mehrfach gebrochener Wirbelsäule … Sein Hobby ist sein großer Obstgarten mit 20 verschiedenen Fruchtsorten. Er ist ein einem Verein (croqueurs de pommes‘ etwa ‚Apfelbeißer‘), der sich bemüht die alten Obstsorten zu bewahren.

Chris und Vivian wanderten vor 23 Jahren von Deutschland in die USA aus. Dort arbeitet Chris als Arzt in einer Klinik für krebskranke Kinder.Er hat die (Glaubens)Zeugnisse der Kinder in einem Buch veröffentlicht: Red dragonflies (Libellen) and other postcards from heaven.

Wir hören viele Geschichten von Pilgern, die sich durch die Jakobswege kennengelernt haben:

Er wandert auf dem Nordweg, sie auf dem Hauptweg. Wo die beiden Wege auf einander stoßen (zwei Etappen vor Santiago) treffen sie sich und sind seitdem ein Paar.

Väter laufen mit einem Sohn, Mütter mit einer Tochter. Die dazu gehörigen (Ehe, bzw. Lebens)partner stoßen in Santiago dazu, um dann gemeinsam nach Finisterre (oder Muxia) zu laufen.

In unserm Gästebuch schreiben viele ihren Dank und sagen uns, dass der Aufenthalt in Casa Belén für sie ganz wichtig war. Einige haben uns ihren Dank gemalt.

Andere highlights von 2019:

David feierte im August seinen Geburtstag in Casa Belén. Natürlich war Joao dabei, aber noch 12 andere Freunde waren zum Anstoßen um Mitternacht unter der uralten Eibe im urigen Dorf Meluerda gekommen.

Jonatan, Maria und Antonia

Antonia sucht ein Lied im Taizé Liederbuch

kamen für einige Tage. Zum Glück war David noch da, so dass  die Brüder Zeit miteinander hatten.

David und Joao (mit Mutter Isabel !) waren zu meinem Geburtstag angereist.  Die jungen Männer haben mir zu Ehren einen Avocadobaum gepflanzt. Auf dass er bald Früchte trage!

 

Elke Anna und Detlef haben uns wieder abgelöst im September/Oktober. Es gab noch viel Betrieb auf dem Nordweg und die Herberge war oft ausgebucht. Vielen Dank, liebe Freunde.

Über birgittaundmanfred

ein neuer Lebensabschnitt, ein neues Projekt: Hausbau in Asturien, am Jakobsweg, mit Betten für Pilger.
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